SÜDOSTEN

Zum brasilianischen Südosten werden die vier Bundesstaaten Rio de Janeiro, Espírito Santo, São Paulo und Minas Gerais gezählt. Aus europäischer Sicht ist es die zweitälteste Region Brasiliens, denn nach der Entdeckung des neuen Landes 1500 im heutigen Bahia kamen die Seefahrer schon recht bald auch nach Rio (1502). Von 1763 bis 1960 war Rio de Janeiro – nach Salvador – die zweiten Hauptstadt der portugiesischen Kolonie. Viele koloniale Zeugnisse aus dieser Zeit sind noch im Südosten erhalten geblieben.

Der Zuckerhut ist Symbol für Rio de Janeiro und ganz Brasilien © Brasilien Insider
Schläft nie: São Paulo © Embratur

Heute schlägt in den Metropolen São Paulo, Rio de Janeiro und Belo Horizonte das wirtschaftliche Herz des Landes. Es ist auch die mit Abstand bevölkerungsreichste Region in Brasilien: Mit 89 Millionen Menschen hat der Südosten mehr Einwohner als Deutschland. Während also etwa 42 Prozent aller Brasilianer im Südosten zuhause sind, entspricht die Fläche dieser Region nur 10 Prozent des Landes. Alleine der Bundesstaat São Paulo ist mit 46 Millionen Einwohnern ungefähr so groß wie Spanien. Und wäre der Staat São Paulo ein Teil der EU, dann wäre er hinter Deutschland, Frankreich und Italien das viertgrößte Land.

Menschen, Menschen, Menschen … Brasiliens Südosten hat mehr Einwohner als Deutschland © Embratur
Regenwald an der Costa Verde bei Paraty © Brasilien Insider/W. Rudhart

Rio de Janeiro und São Paulo sind also die größten und wichtigsten Städte Brasiliens. Während die Stadt am Zuckerhut wohl zum Wunschprogramm eines jeden Brasilienreisenden gehört, stellt die geschäftige Megacity São Paulo die Alternative für alle dar, die den Strand einmal gegen moderne Museen und urban culture tauschen wollen. Und dazwischen? Angefangen mit dem Nationalpark Floresta da Tijuca im Stadtgebiet von Rio sind es über 500 km Küste entlang der mit Regenwald bedeckten Serra do Mar. Nicht umsonst trägt dieser Küstenabschnitt den Namen Costa Verde, die Grüne Küste. Und nördlich davon steht Espírito Santo für einen naturnahen Ökotourismus, während in Minas Gerais die Barockstädte Ouro Preto und Tiradentes den Besucher zurück in eine reiche kulturelle Vergangenheit führen.

Ouro Preto in Minas Gerais ist die am besten erhaltene Barockstadt Brasiliens © Brasilien Insider/W. Rudhart

Rio de Janeiro und Espírito Santo

Die kleinen Bundesstaaten Rio de Janeiro und Espírito Santo liegen am Meer © Brasilien Insider

Rio de Janeiro ist nach wie vor das beliebteste Reiseziel Brasiliens. Eingebettet zwischen Felsen, Meer und Urwald ist von der topographischen Lage her auf der ganzen Welt nichts Vergleichbares zu finden. Häufig erstes Ziel einer Brasilienreise, fasziniert Rio vor allem durch die sich immer wieder anders bietenden spektakulären Panoramaausblicke. Bei fast jedem Brasilienreisenden steht Rio de Janeiro ganz oben auf der Wunschliste. Nicht wenige Besucher sind gar der Meinung, dass es sich um eine der faszinierendsten und schönsten Städte der Welt handelt.

Rio de Janeiro bietet einzigartige Panoramaaussichten © Brasilien Insider
Stadtbummel durch Paraty © Brasilien Insider/W. Rudhart

Ein weiterer Pluspunkt von Rio ist die sehenswerte Umgebung, unter anderem locken Nationalparks, Badeorte, eine Urwaldinsel und Kolonialstädtchen. Zwei dieser Reiseziele im Nahgebiet von Rio zählen zu den Highlights Brasiliens: die grüne Insel Ilha Grande und das denkmalgeschützte Kolonialstädtchen Paraty, das den Endpunkt auf dem Weg des Goldes aus der Provinz Minas Gerais zur Küste markierte. Beide Orte liegen an der sich südwestlich von Rio erstreckenden Costa Verde (Grüne Küste), die reich mit Atlantischem Regenwald, Stränden und Inseln gesegnet ist.

Traumstrand auf der Ilha Grande bei Rio de Janeiro © Brasilien Insider/W. Rudhart

Nordöstlich von Rio liegen weitere reizvolle Badeorte an der Costa do Sol (Sonnenküste). Man genießt hier – ebenso wie in Rio – das kräftigste Himmelsblau der Welt, wie eine Studie belegen konnte. Das beliebteste Reiseziel an diesem Küstenabschnitt ist der mondäne und sehr international geprägte Badeort Búzios.

Der schicke Badeort Búzios besitzt eine schöne Promenade und viele herrliche Strände © Brasilien Insider
Badebucht in Vitória © Brasilien Insider

Der nördlich an Rio de Janeiro grenzende kleine Bundesstaat Espírito Santo führte bisher ein touristisches Schattendasein, hat aber besonders für Naturfreunde einiges zu bieten. Die sympathische Hauptstadt Vitória und das nahe Vila Velha lohnen einen Zwischenstopp auf dem Weg nach Bahia, ebenso das dicht an der Grenze gelegene Strand-, Dünen- und Ökoparadies Itaúnas, das bereits ein deutliches „Nordost-Flair“ aufweist.

Dünenlandschaft bei Itaúnas im Norden von Espírito Santo © Brasilien Insider
Erinnert ein wenig an die Copacabana: Guarapari © Brasilien Insider

Touristen kommen vor allem aus dem Hinterland von Minas Gerais reichlich in das Land der Capixabas, wie die Einwohner hier genannt werden. Vom internationalen Tourismus ist Espírito Santo dagegen noch weitgehend unentdeckt, was einige Vorteile mit sich bringt. Außer 400 km Küste mit Dünen, Lagunen und Flüssen besitzt Espírito Santo auch noch reichlich Atlantischen Regenwald, grüne Hügel- und Berglandschaften sowie mehrere Nationalparks. Es ist eine günstige Region für den Natur- und Abenteuer-Tourismus. Strandurlauber, Taucher und Surfer zieht es in kleinere Badeorte wie Itaúnas oder Guarapari, und im Hinterland liegt in einer grünen Bergregion die deutsche Kolonie Domingos Martins.

Im Ausland noch wenig bekannt: die Strände von Espírito Santo © Brasilien Insider

São Paulo und Minas Gerais

Die größeren Staaten São Paulo und Minas Gerais erstrecken sich weit ins Hinterland © Brasilien Insider

Die Megacity São Paulo wird seltener besucht, obwohl sie das größte Freizeit-, Kultur- und Nightlife-Angebot des Landes bietet und als Stadt aufregend und überraschend ist. Der Bundesstaat wartet außerdem mit einigen netten Küstenorten auf, die jedoch nicht zur ersten Liga Brasiliens zählen. Wer sich durch die schiere Größe von Lateinamerikas Wirtschafts- und Kulturmetropole nicht abschrecken lässt, erlebt São Paulo als beeindruckend chaotisches Versuchslabor der urbanen Zukunft Brasiliens. Die Größe der Metropolregion lässt viele vergessen, dass São Paulo nicht nur Stadt ist. Brasiliens bevölkerungsreichster Bundesstaat bietet dem Besucher eine faszinierende, vom Regenwald der Serra do Mar gesäumte Küste, und etwas weiter im Landesinneren die Kordillere der Serra da Mantiqueira, mit grünen Bergen bis über 2700 m Höhe.

In Südostbrasilien befinden sich Museen von Weltruf, wie das Museu de Arte de São Paulo (MASP) © Embratur
Zählt zum Unesco-Weltkulturerbe: Ouro Preto © Brasilien Insider/W. Rudhart

Die bezaubernden kleinen Barockstädte des benachbarten Bundesstaates Minas Gerais dagegen sind beredte Zeugen einer reichen kolonialen Vergangenheit. Im bergigen Hinterland von Minas Gerais liegen die meisten barocken Kolonialstädte Brasiliens. Besuchermagnet Nummer eins ist das Kleinod Ouro Preto, kleiner und musealer ist der hübsche Ort Tiradentes. Wer in Minas Gerais einen Ausgleich zum Barock sucht, sollte ein paar Tage der modernen Hauptstadt Belo Horizonte widmen und (mindestens) einen weiteren dem Instituto Inhotim, dem bedeutendsten brasilianischen Museum für zeitgenössische Kunst.

Minas Gerais ist geprägt durch viele Hügel und ausgedehnte Bergketten © Brasilien Insider/W. Rudhart

Empfohlene Reiserouten im Südosten:

Rio de Janeiro – Búzios 4–8 Tage
Rio de Janeiro – Ilha Grande – Paraty 10–12 Tage
Rio de Janeiro – Ilha Grande – Paraty – São Paulo  12–16 Tage
Rio de Janeiro – Ouro Preto 4–8 Tage
São Paulo – Minas Gerais 6–9 Tage
Belo Horizonte – Ouro Preto – Tiradentes  6–9 Tage
Minas Gerais – Espírito Santo 6–10 Tage
Rio de Janeiro – Búzios – Espírito Santo 10–12 Tage
Rio de Janeiro – Búzios – Espírito Santo – Bahia 12–20 Tage

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