NORDOSTEN
Wer einmal hier gelandet ist, möchte meistens gar nicht mehr woanders hin. Die Küstenabschnitte besonders zwischen Alagoas und Ceará wirken wie aus dem Bilderbuch entsprungen: Sie sind mit vielen der schönsten Strände des Landes gesegnet, eingerahmt von Dünenlandschaften, Klippen und Korallenriffen, geschmückt mit dem Kleinod der Altstadt von Olinda und gekrönt von der Perle des Atlantiks, der Insel Fernando de Noronha.
Abgewandt von diesem Tropentraum erstreckt sich in rauer Schönheit das Hinterland des von Dürren geplagten Sertão. Diese Diskrepanz spiegelt sich in den großen Küstenstädten wider, die versuchen, eine Balance zwischen Kolonialerbe und Modernität zu finden.
Weswegen die meisten Touristen in den Nordosten kommen, sind die sich scheinbar endlos erstreckenden paradiesischen Strände mit entspannten Badeorten, teilweise noch mit einem Hauch von Fischerromantik behaftet, an denen es sich einfach großartig abhängen lässt. Hier gibt es sieben der zehn laut Reisemagazin „Viagem“ schönsten Strände des Landes und all das, was die meisten von Brasilien erwarten: Palmen, Strand, Dauersonnenschein, sympathische Menschen und Folklorefeste. Die touristische Infrastruktur ist gut entwickelt und ermöglicht einen Luxusurlaub in charmanten Pousadas oder schicken Hotels ebenso wie naturnahen Abenteuer-, Sport- und Öko-Tourismus in den Nationalparks. Das Wetter bietet jedenfalls einen nahezu perfekten Rahmen dafür – die Sonne scheint praktisch das ganze Jahr über –, sodass selbst Brasilianer aus den anderen Landesteilen ins Schwärmen geraten, wenn von den Stränden des Nordostens die Rede ist.
Aber der Nordosten ist weit mehr als nur Strandleben: Ablenkung bietet sich zum Beispiel bei Ausflügen durch urwüchsige Nationalparks, Bootstouren durch Mangroven, Spaziergängen durch romantische Kolonialstädtchen, Citytouren in pulsierenden Metropolen oder bei einem der vielen bunten Feste. Denn der Nordosten wird besonders von vielfältigen musikalischen Rhythmen geprägt, die dem Besucher allerorts begegnen, vor allem Forró, Maracatu und Frevo. Auch der Karneval wird in Recife und Olinda so lebendig gefeiert wie fast nirgendwo sonst. Zudem locken im Juni die populären Festas de São João, große Volksfeste im Zeichen des Forró.
Welche Bundesstaaten gehören zum Nordosten?
Nach offizieller Landesgliederung zählen neun Staaten zum Nordosten. Neben Bahia, das wir wegen seiner Größe und der immensen touristischen Bedeutung separat behandeln, sind dies:
- Sergipe
- Alagoas (Maceió, Praia do Francês und Rota Ecológica)
- Pernambuco (Recife, Olinda, Porto de Galinhas, Fernando de Noronha)
- Paraíba (João Pessoa)
- Rio Grande do Norte (Natal, Praia da Pipa)
- Ceará (Fortaleza und Cumbuco, Canoa Quebrada, Jericoacoara)
- Piauí (Teresina, Parnaíba-Delta)
- Maranhão (São Luís, Lençóis Maranhenses)
Wie viel vom Nordosten lässt sich sehen?
Wenn du, wie die meisten Urlauber, einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung hast, ist es praktisch unmöglich, die gesamte Küste des Nordostens auf einer Reise zu erkunden. Zu viel gibt es zu sehen, zu viele Highlights warten unterwegs. Nur wenn Zeit überhaupt keine Rolle spielen sollte, lässt sich die ganze Küstenstrecke des Nordostens in einem Rutsch erkunden. So tief einzusteigen ist empfehlenswert, aber für die meisten nicht sehr realistisch. Alternativ rate ich dazu, die Stippvisiten einfach auf mehrere Besuche zu verteilen. Warum nicht mehrmals kommen? Wäre der Nordosten ein eigenes Land, so würde es ohne Zweifel zu den beliebtesten Reisezielen der Welt gehören. Um Brasilien wirklich kennenzulernen, solltest du also auf jeden Fall mindestens eine Region im Nordosten ansteuern. Allgemein gilt: Je mehr du von dieser Gegend in deinen Reiseplan einbauen kannst, umso besser …
Klima und Reisezeit
Der Nordosten ist ein ganzjährig angenehm zu bereisendes Feriengebiet, mit Temperaturen um 30 °C. Vor allem an der Küste könnte das Wetter dank des angenehmen Windes kaum besser sein, Baden ist das ganze Jahr über möglich. Die Ostküste wird vom Südost-Passat getroffen, der vor allem zwischen Mai und Juli Niederschläge mit sich bringt. Die Nordwestküste bis São Luís liegt im „Regenschatten“ des Passats, hier ist es deutlich trockener: Der meiste Regen fällt von Januar bis Juni, in der zweiten Jahreshälfte ist es windig und die Sonne scheint fast täglich. Im trockenen Binnenland (Sertão) wird es dagegen extrem heiß, bei Niederschlägen von weniger als 300 mm pro Jahr.
Was sind die wichtigsten Reiseziele im Nordosten?
Die größte Stadt des Nordostens nördlich von Bahia ist Fortaleza. Sie besitzt eine gute Infrastruktur, weitläufige Strände, riesige Tanzbars am Meer und viele reizvolle Ziele in der Umgebung. Deswegen ist ein Besuch von Fortaleza eigentlich erst dann vollständig, wenn man auch Ausflüge zu den roten Klippen von Canoa Quebrada oder in den herrlichen Dünennationalpark von Jericoacoara unternommen hat.
Auch Natal wird von vielen geschätzt wegen der endlosen Dünenlandschaften, die man im heulenden Buggy durchstreift, sowie wegen des lebendigen Strand- und Nightlife-Viertels Ponta Negra. Weiter südlich kannst du im charmanten Badeort Praia da Pipa in Buchten, die von hohen Klippen umgeben sind, mit etwas Glück in Gesellschaft von Delfinen in den Meereswellen baden. Schöne Touren per Buggy, Schoner oder Kajak zeigen die grandiose Natur dieser Gegend. Auch wenn die beiden Landeshauptstädte Fortaleza und Natal zwei touristische Hochburgen mit recht ähnlichem Charakter sind, so unterscheiden sich die Staaten Ceará und Rio Grande do Norte doch deutlich voneinander. Denn bei Natal macht Südamerika einen Knick nach Westen. Während an der Ostküste Brasiliens insgesamt eine tropisch-grüne Vegetation mit Resten Atlantischen Regewalds vorherrscht, überwiegen entlang der Nordküste ausgedehnte Dünenregionen.
Die Metropole Recife bietet neben dem urbanen Strand von Boa Viagem auch eine interessante Altstadt sowie viel Geschichte, Kunst und Kultur. Das historische Zentrum lässt sich am besten zu Fuß erkunden, zum Beispiel der quirlige Mercado São José, der pittoreske Pátio de São Pedro oder die geschichtsträchtige Rua Bom Jesus mit ihren kunterbunten Häuserfassaden. Ein großer logistischer Pluspunkt liegt in der Verbindung mit der nur 6 km entfernten Nachbarstadt Olinda, ein barockes Schmuckstück aus dem 16. Jahrhundert mit historischen Gassen und alten Kirchen, das zum Welterbe der Menschheit zählt. Beide Ziele lassen sich unkompliziert miteinander verbinden.
Auch an schönen Stränden ist Pernambuco nicht arm. Knapp 70 km südlich von Recife ist das Ferienparadies Porto de Galinhas in Reichweite, eine Flugstunde entfernt liegt die unter Naturschutz stehende Insel Fernando de Noronha mit Delfinen, Meeresschildkröten und einer intakten und einzigartig reichen Unterwasserwelt. Die „Perle des Atlantiks“ besitzt die schönsten Strände Brasiliens – neun von ihnen lassen sich auf einem einzigen Strandspaziergang kennenlernen.
João Pessoa und Maceió waren bislang eher bei brasilianischen Urlaubern bekannt, ihre Attraktivität spricht sich aber allmählich auch bei ausländischen Reisenden herum. Beide Städte samt ihrem Umland lohnen einen Besuch wegen der schönen Palmenstrände und des fast karibisch türkisblau schimmernden Meeres. Rund um die hübschen Stadtstrände liegen zahllose Bars und besonders in Maceió findet sich auch ein recht aktives Nachtleben. Sehr ursprünglich geht es dagegen nördlich von Maceió an der Rota Ecológica zu, wo du auf dem Rücksitz eines Motorradtaxis von der Praia do Toque über Fischerdörfer und weiter über einen Fluss über verschiedene Traumstrände bis nach Japaratinga und Maragogi fährst.
Maranhão und Piauí sind die größten Staaten des Nordostens und touristisch noch recht wenig erschlossen. Ein Besuch in Maranhãos Hauptstadt São Luís führt in eine architektonisch und atmosphärisch reizvolle Altstadt, die von restaurierten Kolonialhäusern mit kunstvollen Azulejo-Fassaden gesäumt ist und zum Unesco-Weltkulturerbe zählt. Auch der neben Bahia stärkste afrikanische Einfluss aus der Kolonialzeit fällt hier ins Auge. Von dort ist eine eindrucksvolle Zeitreise in den kleinen Ort Alcântara möglich, in dem 300 historische Gebäude aus dem 17. und 18. Jahrhundert zu sehen sind. Ein großer Trumpf von São Luís ist auch der nahe gelegene Nationalpark Lençóis Maranhenses, denn beide Ziele sind logistisch gut miteinander kombinierbar. Durch Brasiliens ausgedehnteste Dünen- und Lagunenlandschaft am Meer lassen sich Bootstouren, Wanderungen und sogar tagelange Treks unternehmen. Weiter östlich schließen sich reizvolle, fast unbekannte Landschaften an, wie das größte Flussdelta Amerikas, das Parnaíba-Delta. Manche nennen es sogar den letzten Geheimtipp des Nordostens …
Empfohlene Reiserouten im Nordosten:
Stranderholung in Alagoas: Maceió – Praia do Francês – Rota Ecológica | 6–8 Tage |
Kultur und Trauminsel: Recife – Olinda – Fernando de Noronha – Porto de Galinhas | 10–14 Tage |
Entlang der Ostküste: Recife – Olinda – João Pessoa – Praia da Pipa – Natal | 12–15 Tage |
An der Nordküste: Natal – Canoa Quebrada – Fortaleza und Cumbuco | 8–10 Tage |
Stranderholung rund um Fortaleza: Fortaleza – Cumbuco – Jericoacoara | 8–10 Tage |
Unbekanntes Naturparadies: São Luís oder Teresina – Parnaíba-Delta | 6–8 Tage |
Dünenwelten: São Luís – Nationalpark Lençóis Maranhenses | 6–8 Tage |
Offroad unterwegs: Fortaleza – Jericoacoara – Parnaíba-Delta – São Luís – Lençóis Maranhenses | 15–20 Tage |
Das volle Programm: Alagoas – Porto de Galinhas – Recife/Olinda – Fernando de Noronha – João Pessoa – Praia da Pipa – Natal – Canoa Quebrada – Fortaleza – Jericoacoara – Parnaíba-Delta – São Luís – Lençóis Maranhenses |
45–60 Tage |